Schnelles Recruiting und flexible Arbeitsmodelle als Lösung

Welche Maßnahmen können Handelsunternehmen gegen den Fachkräftemangel ergreifen? Antworten liefert die neue ECC Club Studie, für die Händler und Hersteller sowie Angestellte in digitalen Berufsfeldern befragt wurden. Neue Wege der Personalsuche, flexible Arbeitskonzepte und das Einbeziehen der Mitarbeitenden sind wichtige Stellschrauben.
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­Der Fachkräftemangel stellt den Handel vor große Herausforderungen, insbesondere digitale Talente (also Personen, die seit mindestens zwei Jahren berufstätig sind und für die Kompetenzen in den folgenden Bereichen im Beruf relevant sind: Social Media, SEO/SEA, E-Commerce, Big Data, Content-Produktion, Digital-Design, digitale Kommunikation und Digital Leadership) werden händeringend gesucht. Unbesetzte Stellen führen aber nicht nur auf Unternehmensseite zu Problemen, auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind die Folgen spürbar. Je vier von zehn befragten digitalen Talenten geben an, dass sie durch den Fachkräftemangel flexibel andere Aufgaben übernehmen müssen (44 %), mehr Überstunden machen (42 %) und sich neue Kompetenzen aneignen (42 %). Das zeigen die Ergebnisse der neuen ECC Club Studie „Hire me if you can − Mitarbeitende erfolgreich werben, halten und binden!“. Als Ausweg aus der anhaltenden Überforderung und Unzufriedenheit ziehen es 61 Prozent der Gen Z (Zur Generation Y zählen in dieser Studie die Jahrgänge 1980 bis 1994 (aktuelles Alter zwischen 27 und 41 Jahren; zur Generation Z die Jahrgänge 1995 bis 2010 (aktuelles Alter zwischen 11 und 26 Jahren). Das Mindestalter der Generation Z liegt in dieser Studie bei 18 Jahren.) sogar in Betracht, die Branche zu wechseln. In der Gen Y denken 44 Prozent über einen Jobwechsel nach. Dies verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf für Unternehmen im Handelsumfeld, um digitale Talente zu gewinnen und zu binden.

(Abb.: IFH Köln)

Jeder zweite junge Mensch mit digitalen Kompetenzen bestätigt die Relevanz von Social-Media-Plattformen bei der Jobsuche. Die Mehrheit der Händler und Hersteller erkennt das Potenzial und nutzt bereits verschiedene Kanäle zur Personalsuche. Doch während die Unternehmen stärker auf die beruflichen Netzwerke Xing (60 %) und LinkedIn (55 %) setzen, präferiert die Gen Z Instagram (67 %) und TikTok (40 %). Läuft der Bewerbungsprozess einmal, ist Schnelligkeit gefragt: Knapp zwei Drittel der jungen Talente wünschen sich eine persönliche Rückmeldung innerhalb von maximal einer Woche nach Eingang der Bewerbung. Um diesen Anforderungen nachzukommen, helfen unter anderem schnelle Entscheidungswege und standardisierte Prozesse auf Unternehmensseite. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann nützlich sein: Rund die Hälfte der Händler und Hersteller gibt an, dass durch den Einsatz von KI eine automatisierte Suche, automatisierte Bewertungen und eine Prognose zur Eignung der Bewerber:innen mittels Datenanalyse sichergestellt werden können.

Ebenfalls elementar zur Gewinnung neuer Mitarbeiter:innen sind flexible Arbeitsmodelle, die während der Coronapandemie für viele (junge) Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Muss geworden sind. Neben der Option auf Homeoffice wünschen sich drei Viertel der Gen Z die Möglichkeit aus dem Ausland zu arbeiten. Wichtigste Stellschraube zur Mitarbeiterbindung bleibt aber für 84 Prozent der Befragten das Gehalt. Auch der Wunsch, mitzuwirken und in Entscheidungen einbezogen zu werden, gewinnt an Relevanz.
 
„Die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will sich aktiv in die Entwicklung des Unternehmens einbringen und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Dadurch verändert sich auch die Rolle der Führungskräfte, die zunehmend als Mentorinnen und Mentoren und Motivatorinnen und Motivatoren fungieren. Wertschätzung, gute Kommunikation und Agieren auf Augenhöhe gehören dabei zu den wichtigsten Kompetenzen der Vorgesetzen“, ordnet Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights am IFH Köln, die Studienergebnisse ein.

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